Den Pflegekräftemangel im Kreis Borken innovativ bekämpfen

Podiumsdiskussion mit Anne König MdB und weiteren Gästen aus der Pflegebranche

Zu diesem Thema veranstaltete der CDA Kreisverband Borken am 17. März eine
Podiumsdiskussion im Rathaus der Stadt Gescher. Der CDA Kreisvorsitzende Bernhard
Witte konnte über 40 Gäste, überwiegend aus der Pflegebranche, begrüßen. Die CDUBundestagsabgeordnete Anne König wies auf bundesweit deutlich steigenden
Personalbedarf bei gleichzeitig sinkenden Beschäftigtenzahlen hin, stellte den
Entschließungsantrag der Bundestagsfraktion zum Thema Pflege vor und notierte später
fleißig die eingebrachten Ideen.

Die Leiterin des Fachbereichs Soziales beim Kreis Borken Karin Ostendorff bestätigte den Trend für den Kreis Borken, wobei im Nordkreis die Lage noch besser als im Südkreis sei.

Der Einrichtungsleiter vom Guten Hirten in Bocholt und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft katholischer Altenheime im Kreis Borken Jochen Albers berichtete aus dem Alltag. Er müsse durchschnittlich fünf Aufnahmeanfragen pro Tag eine Absage erteilen.

Die Projektleiterin bei Careplacement Kenada Avdiji wirbt Pflegekräfte aus dem Ausland an, insbesondere dem Westbalkan. Sie berichtete sowohl von Erfolgen als auch von Problemen bei der Anerkennung von Berufs- und Schulabschlüssen.

Die Altenpflegerin Gerlinde Schlütter-Benning erzählte von
belastenden Arbeitsbedingungen in der Coronazeit, die sich bis heute fortsetzen, da der
Krankenstand unter den Pflegekräften derzeit sehr hoch sei.

Die Moderatorin der Podiumsdiskussion Anne Eckert, Referatsleiterin Altenhilfe und
Sozialstationen beim Caritasverband für die Diözese Münster, verstand es sehr gut unter
Einbeziehung aller Anwesenden, den Blick auf Lösungsansätze zu richten, auch wenn die
Herausforderungen enorm sind. Für das Halten und Gewinnen von Pflegekräften wären
flexible Arbeitszeiten bei gleichzeitig verlässlichen Dienstzeiten sehr wichtig.

Der Pflegeberuf habe zu Unrecht ein Imageproblem, weil er ein toller Job sei, der viel Spaß
mache. Forderungen waren u.a. ein soziales Jahr für alle und mehr Arbeitsmöglichkeiten
für Hilfskräfte. Alle waren sich einig, dass das Dokumentations- und Kontrollsystem
deutlich entbürokratisiert werden muss.

In der Diskussion kristallisierte sich heraus, dass in Zukunft Unterstützung für
Pflegebedürftige nicht mehr auf dem heutigen Niveau möglich sein wird, weil es so viel
Personal nicht geben wird. Auch dazu entwickelten sich konstruktive Ideen wie die
Schulung von Angehörigen, damit sie besser unterstützen können, gesellschaftliches
Engagement der Babyboomer, die nun in Rente gehen, niederschwelliges
nachbarschaftliches Engagement sowie die Gleichstellung von Wohngemeinschaften mit
vollstationären Einrichtungen.

Die quartiersnahen Lösungen sollten über ehrenamtliches Engagement hinaus auch Entlohnung oder Zeitkonten vorsehen. Eine Forderung zum Schluss war die Reglementierung von Leiharbeit in der Pflege nur für nicht vorhersehbare Belastungsspitzen.